Kulturweberei Finsterwalde
Bauherr/in
Tragwerksplanung
Landschaftsarchitektur
TGA-Planung
Weitere Beteiligte
Kommune / Genehmigungsbehörde
Das Gelände der Kulturweberei Finsterwalde liegt südlich der Altstadt. Die ehemalige Schaefer’sche Tuchfabrik mit einer 600-jährigen Industriegeschichte wird fortan das kulturelle Herz der Sängerstadt Finsterwalde. Städtebaulich bilden die Kulturweberei und die Stadt Finsterwalde einen Kristallisationspunkt zur Entwicklung guter Baukultur in der Region.
Der Architekturwettbewerb im Jahr 2011, ein langer demokratischer Prozess bis zum Baustart im Jahr 2020 und die diesjährige Fertigstellung bildeten die Meilensteine zur Revitalisierung des denkmalgeschützten Ensembles, die auch noch nicht ganz abgeschlossen ist. Der Entwurf versteht dieses als additives Konglomerat verschiedener Bauabschnitte, die jeweils unterschiedliche charaktergebende Ziegelsteine aufweisen und so das Ensemble prägen. Die neuen Bauteile des Konzertsaales und des Eingangsgebäudes folgen dieser Logik. Die Fassade besteht hier aus durch bronzierte Aluprofile gefasste Ziegeltafeln. Die atmosphärische Qualität des einstigen Fabrikhofes wird geprägt von einer Ziegelcollage unterschiedlichster Steine.
Der dramaturgische Aufbau des Entwurfs beginnt mit dem Eingangsbauwerk, welches einen restaurierten Webstuhl ausstellt und auch die Verwaltung beherbergt. Über den gepflasterten Innenhof führt der Weg dann weiter durch einen großzügigen Windfang und die Garderobe. Darauffolgend betritt man das weitläufige Foyer der umfunktionierten Scheddachhalle der historischen Weberei.
Der akustische und architektonische Höhepunkt ist der Musikraum für ein breites Spektrum akustischer Genüsse, er ist ein Konzertsaal für höchste Ansprüche. Der beste Konzertflügel war der Bürgerschaft gut genug für diesen Raum. Erreicht wird die architektonische Qualität durch hölzerne Akustikpanele im Sockel und eine gefaltete, leinenbespannte und beleuchtete Wand- und Deckenverkleidung. Beides bildet einen einfachen, durch seine Akustik beruhigenden Raum. Die akustischen Eigenschaften des Raumes werden durch Mikros, Elektronik und Lautsprecher gesteuert und können so jedem Genre eine hervorragende räumliche Klangqualität zur Verfügung stellen.
Für eine nachhaltige Energieversorgung mit Wärme und Kälte sorgen eine PV-Anlage auf dem Sheddach für den Betrieb einer Sole-Wärmepumpe und ein Eisspeicher. Das Ensemble aus modernisiertem Bestand und anspruchsvollem Neubau überzeugt durch seinen Entstehungsprozess: der Idee einen alten Industriebetrieb zum kulturellen Herz Finsterwaldes umzugestalten und durch den räumlichen und technischen Entwurf sowie seine Ausführung in hoher architektonischer und akustischer Qualität. Die Jury verleiht einstimmig der Kulturweberei Finsterwalde den Brandenburgischen Baukulturpreis 2023.